Christus am Kreuz zwischen Maria und Johannes
um 1425-1430 | KÖLNISCH
Multimedia im Mittelalter
Dieses ungewöhnliche Werk – teils Gemälde, teils Skulptur – stammt möglicherweise komplett von einem Bildschnitzer. Dafür spricht neben der hohen Qualität der Köpfe auch die Plastizität der gemalten Figuren. Beim Betrachten im Vorübergehen scheinen sich die geschnitzten Häupter hin und her zu bewegen. Das passt zur symmetrischen Anbringung der Spruchbänder Christi, der soeben seine Mutter und seinen Lieblingsjünger einander anempfiehlt: »Weib, sieh dein Kind« und »Johannes, sieh deine Mutter« (Johannes 19,25–27). In vielen mittelalterlichen Wunderberichten ist von sprechenden und gestisch in die Betrachterwelt ausgreifenden Bildern des Gekreuzigten oder der Muttergottes die Rede. Dieses »multimediale« Werk simuliert eine solche Vision.
Eichenholz, 89 x 62 cm
Sammlung Ferdinand Franz Wallraf
WRM 57
Einblicke in die restauratorischen und konservatorischen Maßnahmen
Als am 12. Mai 2014 Gerrit van Honthorsts großformatiges Gemälde „Anbetung der Hirten“ zur genaueren Prüfung des Erhaltungszustandes in die hauseigene Abteilung für Kunsttechnologie und Restaurierung gebracht wurde, kam mit einer ungeahnten Entdeckung ein Stein ins Rollen.
Zeigte sich doch am oberen Rand überraschender Weise ein ca. 12,5, cm hoher Streifen der bemalten Leinwand, der auf die Rückseite des Keilriemens umgeschlagen war.
Das Bildformat war also um ein beträchtliches Stück in der Höhe verkürzt worden.
Zustand des Gemäldes vor der Restaurierung im verkürzten Format mit ehemaligem Zierrahmen
Rückseite des Gemäldes mit sichtbarem Umschlag der bemalten Leinwand auf der Keilrahmenrückseite.
Rechts ein Detail mit erkennbarer Körperbindung des blau gestreiften Gewebes.
Zustand des Gemäldes im Originalformat nach der Restaurierung durch Robert Hieronymi im Jahr 1940.
Foto von 1946 mit erkennbaren Laufspuren aufgrund eines Wasserschadens.
Kartierung des blauen Streifenmusters und aller Maße der insgesamt drei Gewebeteile, aus denen sich der textile Bildträger zusammensetzt.
Detail aus: Jan Steen, Amnon und Thamar (WRM 2536) mit blau gestreifter Matratze, deren Muster der Leinwand von Honthorsts „Anbetung der Hirten“ gleicht.
Röntgenbild, Gesamtaufnahme.