Saal 12
Qual und Erlösung
Lochners „Weltgericht“ (Saal 6) zeigt, dass das Versprechen von Auferstehung und ewigem Leben durchaus zwei Seiten hatte: Komme ich in die Hölle oder in den Himmel? Ein ähnlicher Zwiespalt prägte schon das Leben im Diesseits. Politik und Sozialsysteme, vor allem auch die Medizin waren um 1500 nicht so weit entwickelt wie heute. So war das Leben in Europa im allgemeinen deutlich kürzer und gefährlicher als jetzt. Wie man Schicksalsschläge erduldet, ohne vom Glauben abzufallen, erzählt die biblische Geschichte von Hiob, die in Saal 7 Gegenstand eines Triptychons ist. Auch das hier gezeigte Gemälde von Dürer bezieht sich auf diesen Bibeltext.
Die meisten Gemälde dieses Raumes spiegeln auf die eine oder andere Weise Qual und Erlösung als Pole des körperlichen und, mehr noch, geistigen Lebens: Durch die Geburt Christi als Sohn Gottes kommt das Licht in die Welt, denn er bringt erst die Verheißung des ewigen Lebens. Sein Leidensweg, beginnend mit der Festnahme, wird als Opfer für die Menschheit aufgefasst. Heilige Märtyrer wie Odilia, Apollonia oder Sebastian sind dem Leiden Christi nachgefolgt und haben auf diese Weise qualvoll Zeugnis von ihrem Glauben gegeben. Dafür werden sie im Jenseits mit dem Paradies belohnt. Ihre Folterer und andere Sünder hingegen werden beim Jüngsten Gericht verdammt und müssen im Fegefeuer schmoren.
Eine ganz andere Art von Qual durchleidet der heilige Antonius, der sich als Eremit in die Wüste zurückzieht, um sich auf Gott zu konzentrieren. Hier überkommen ihn nun Versuchungen (wie Überheblichkeit und Wollust), die der Maler als Monster darstellt. Sie lassen den Heiligen im Wortsinn die Bodenhaftung verlieren.
Wer sind Ihre Helden, Heiligen oder Märtyrer?