Saal 7
Das Dreigestirn des Deutschen Impressionismus
Fast zwanzig Jahre dauerte es, bis der Impressionismus seinen Weg von Paris nach Berlin fand. Und dies, obwohl sich Max Liebermann und Lovis Corinth in der französischen Hauptstadt aufhielten, als die Impressionisten mit ihren ersten eigenen Ausstellungen für Aufsehen sorgten. Warum reagierten die deutschen Maler zunächst nicht auf die innovative Malweise ihrer französischen Kollegen? Waren es die Nachwirkungen des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71, die sie hemmten? Die politisch geschürten Feindseligkeiten waren jedenfalls bis in den kleinsten Winkel des bürgerlichen Lebens spürbar.
Und was unterscheidet den deutschen Impressionismus, der schließlich zwischen 1900 und 1910 erblühte, vom französischen Vorbild? Deutlich ist, dass Liebermann, Corinth und Slevogt der Form treuer blieben als ihre französischen Nachbarn. Beobachten Sie, wie die Maler trotz aller Verselbstständigung des Pinselstrichs das Motiv im Auge behalten. Der dargestellte Gegenstand löst sich niemals vollständig in Licht und Farbe auf. Liebermann, Corinth und Slevogt – alle hatten sie eine streng akademische Ausbildung genossen – verzichten nicht auf Vorzeichnungen. Sie scheinen von der Form her zu denken, ehe sie sich der Farbe zuwenden.
Von 1899 an etablierten die drei Maler die Künstlervereinigung der Berliner Secession als Künstler, Jury und Direktorat. Sie waren das „Dreigestirn des deutschen Impressionismus“, wie der Kunsthändler Paul Cassirer sie nannte.
Die hier gezeigten Gemälde erlauben auch private Begegnungen mit den Künstlern: Liebermann zeigt sich Anfang sechzig, in kritischer Selbstbefragung. Corinth erscheint im Selbstporträt anlässlich des 60. Geburtstags mit eindringlichem Blick. Die Landschaften geben zudem Gelegenheit, den Malern über die Schulter zu schauen, wie sie sich im Urlaub, ganz frei von gesellschaftlichen Auftrags-zwängen in intimer Schaffenskraft ihrer Kunst widmen: Vergleichen Sie selbst, wie sich Form und Farbgebung gegenüber dem Vorbild der Franzosen unterscheiden.