Thronende Madonna mit dem Kind
um 1260/1270 | LUCCHESISCH
A Star is born
Das älteste Bild im Museum hat die am weitesten reichenden Folgen. Geschickt verbindet der Maler zwei byzantinische Madonnentypen zu einer neuen Komposition: die stehende, oft nur halbfigurig dargestellte Maria mit Christuskind auf dem linken Arm (»Hodegetria«) und die sitzende, das Kind frontal auf dem Schoß präsentierende Muttergottes (»Nikopoia«). Die »Nikopoia« (»Siegbringende«) war eine Marienikone, die der spätrömische Kaiser Justinian in Schlachten mitführte. Auch dieses italienische Gemälde mag herumgetragen worden sein – allerdings bei Prozessionen. Es markiert die Entstehung eines neuen Madonnentypus, der die Malerei lange beherrscht und dem Sie bei Lochner (Saal 5) wieder begegnen.
Leinwand auf Pappelholz, 104 × 63 cm
Seit 1968 Leihgabe der Familie Neven DuMont, Köln; 2018 mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, Berlin, und der Ernst von Siemens Kunststiftung, München, teilerworben
WRM Dep. 319
Einblicke in die restauratorischen und konservatorischen Maßnahmen
Als am 12. Mai 2014 Gerrit van Honthorsts großformatiges Gemälde „Anbetung der Hirten“ zur genaueren Prüfung des Erhaltungszustandes in die hauseigene Abteilung für Kunsttechnologie und Restaurierung gebracht wurde, kam mit einer ungeahnten Entdeckung ein Stein ins Rollen.
Zeigte sich doch am oberen Rand überraschender Weise ein ca. 12,5, cm hoher Streifen der bemalten Leinwand, der auf die Rückseite des Keilriemens umgeschlagen war.
Das Bildformat war also um ein beträchtliches Stück in der Höhe verkürzt worden.
Zustand des Gemäldes vor der Restaurierung im verkürzten Format mit ehemaligem Zierrahmen
Rückseite des Gemäldes mit sichtbarem Umschlag der bemalten Leinwand auf der Keilrahmenrückseite.
Rechts ein Detail mit erkennbarer Körperbindung des blau gestreiften Gewebes.
Zustand des Gemäldes im Originalformat nach der Restaurierung durch Robert Hieronymi im Jahr 1940.
Foto von 1946 mit erkennbaren Laufspuren aufgrund eines Wasserschadens.
Kartierung des blauen Streifenmusters und aller Maße der insgesamt drei Gewebeteile, aus denen sich der textile Bildträger zusammensetzt.
Detail aus: Jan Steen, Amnon und Thamar (WRM 2536) mit blau gestreifter Matratze, deren Muster der Leinwand von Honthorsts „Anbetung der Hirten“ gleicht.
Röntgenbild, Gesamtaufnahme.