Saal 3
Art Cologne vor 600 Jahren
Innerhalb der deutschen Malerei des Mittelalters nimmt die Kölner Kunst hinsichtlich Qualität, Quantität und materieller Überlieferung eine Spitzenstellung ein. Allein im Wallraf-Richartz-Museum befinden sich heute rund 290 spätmittelalterliche Kölner Bilder. Insgesamt könnte sich sogar ein Drittel bis die Hälfte der einst existierenden Kölner Tafelbilder erhalten haben – die zahllosen Dekorations- und Gelegenheitsaufträge der mittelalterlichen Maler allerdings nicht mitgezählt.
Aus städtischen Akten kennen wir die Künstler, die im Mittelalter an der Schildergasse, der Straße der Kölner Maler („schilder“), wohnten. Leider jedoch lassen sich kaum Brücken zwischen diesen Namen und den erhaltenen Bildern schlagen, da entsprechende Verträge fehlen und die Kölner Maler ihre Arbeiten nicht signierten. Sie fassten sich eben noch nicht als Kunststars, sondern als brave Handwerker auf. So müssen wir die Schöpfer unserer Gemälde mit Notnamen bezeichnen, die meist auf ein Hauptwerk des jeweiligen Malers verweisen – etwa: Meister der hl. Veronika oder Meister der Georgslegende.
In wirtschaftlicher, politischer und intellektueller Hinsicht bot Köln einer blühenden Kultur beste Voraussetzungen: den Rhein als Hauptverkehrsader, privilegierte und repräsentationsfreudige Kaufleute als Sponsoren, die Universität als geistigen Nährboden, ein politisch stabiles, durch mächtige Mauern geschütztes Gemeinwesen, viele große und kleine Kirchen, zahllose Reliquien, florierenden Pilgertourismus und entsprechenden Bedarf an prachtvoller kirchlicher Ausstattung.
Durch ständigen Kontakt zu den benachbarten Kunstlandschaften Westfalen, dem Niederrhein, den Niederlanden und Frankreich erhielt die Kölner Malerei dauernd frische Inspiration. Hinzu trat der Austausch mit Nachbarkünsten wie Buch- und Glasmalerei, Goldschmiedekunst, Skulptur, ja teils auch Architektur. In ihrer Wirkung gedämpft wurden diese immer neuen Impulse durch strenge Zunftregeln und eine meist konservative Klientel.