Saal 4
Schönheit als Stil
Prächtige Farben und höfische Eleganz, grazile Figuren mit lieblichen Gesichtern, kostbare Gewänder in schwungvollen Falten, naturnahe Schilderung von Pflanzen, exotische Details: Dies sind einige Hauptmerkmale des so genannten „Schönen Stils“. Um 1400 prägte er Buch- und Tafelmalerei, Skulptur, Goldschmiede- und Textilkunst in Europa. Zum ersten Mal erfasste eine künstlerische Formensprache das ganze Abendland – die Kunst globalisierte sich.
Wie konnte sich der neue Stil so schnell verbreiten? Ein Grund liegt in der Mobilität der Künstler, ihrer Auftraggeber und der Kunstwerke selbst. Künstler lernten in ihren Lehr- und Wanderjahren fremde Regionen kennen. Kaufleute reisten um ihrer Geschäfte willen und die Mächtigen aus politischen Gründen. Manche nahmen dabei Kunstwerke mit, etwa religiöse Andachtsbilder oder Tapisserien. Musterbücher der Künstler, mit Architekturzeichnungen oder Darstellungen von Tieren und Pflanzen, konnten ebenso leicht reisen wie handliche Goldschmiedearbeiten.
Zwischen Burgund und Prag, Frankreich, den Niederlanden und Westfalen war die Kölner Malerei in ein internationales Stilgeflecht eingebunden. Kölner Künstler nahmen Ideen auf und beeinflussten ihrerseits fremde Kollegen. Jüngste Forschungen deuten darauf hin, dass es zwischen etwa 1410 und 1440 in Köln zwei bis drei dominierende Malerwerkstätten gab, deren personelle Ausstattung je nach Auftragslage schwankte. Das bedeutet auch: Es gab wohl eine gewisse Anzahl „freier“, zwischen den Werkstätten hin- und herwechselnder Mitarbeiter.
In einer Hinsicht täuscht der Begriff „Schöner Stil“ übrigens: Die dargestellte Pracht und die verwendeten, äußerst kostbaren Farben (wie Lapislazuli und Blattgold) sind kein schöner Selbstzweck, sondern Teil der religiösen Bildaussage: Die Kostbarkeit des Materials verkörpert die Kostbarkeit der gemalten Botschaft.