Saal 10
Factory
Der Meister der Ursula-Legende und der Meister von St. Severin waren in Köln zwischen 1480 und 1520 tätig. In ihrer künstlerischen Handschrift stehen sich beide Maler sehr nahe. Gemeinsam ist ihnen beispielsweise ein starker niederländischer Einfluss. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts erkannte man überhaupt, dass es sich um zwei verschiedene Künstler handelt. Möglicherweise war der Meister von St. Severin ein in Köln geborener Schüler des Meisters der Ursula-Legende. Dieser wiederum mag aus den Niederlanden nach Köln gekommen sein, weil er sich hier einen guten Markt für seine Kunst erhoffte.
Beide Meister schufen neben Tafelbildern auf Holz auch großformatige Malereien auf Leinwand, und beide leiteten Werkstätten mit mehreren Mitarbeitern. Das kann aus ihrem umfangreichen Werk geschlossen werden. Wie genau die Arbeitsteilung funktionierte, wissen wir aber noch nicht. Eine jüngst vorgenommene technologische Untersuchung des Ursula-Zyklus’ lässt vermuten, dass die Unterzeichnung und damit die Bildplanung aller Gemälde dem Meister persönlich oblag. Die Ausführung erfolgte dann in Zusammenarbeit mit weiteren Malern. Sie versuchten mit unterschiedlichen Mitteln, sich der Malweise und dem Stil des Meisters anzupassen und dessen wesentliche Eigenarten zu imitieren. So trat die Werkstatt nach außen mit einem geschlossenen Stil in Erscheinung.