Saal 11
Vom Bild zum Bildnis
Auf vielen Bildern dieser Galerie-Etage haben Sie Menschen gesehen, die als Zeitgenossen des Malers von den heiligen Personen abgesetzt sind. So auch auf dem kleinen Triptychon in einer Vitrine dieses Raums. Man nennt diese Darstellungen Stifterporträts. Damit ist gemeint, dass die betreffenden Personen das jeweilige Bild bestellt und bezahlt haben. Neben dem finanziellen Engagement werden Frömmigkeit und Gottesnähe der Stifter dargestellt. Insofern handelt es sich um Vor-Bilder.
Frühe Stifterporträts geben keine Auskunft über die Gesichtszüge der Menschen. Aus historischen Steckbriefen wissen wir, dass die Kleidung viel wichtiger war und als unveränderliches Merkmal galt. Das erklärt sich durch die Kleiderordnungen, die – besonders in Städten – genau vorschrieben, wer was zu tragen hatte. In Gemälden gaben oft Wappen Auskunft über sozialen Rang und Identität der Personen. Auch die Bildposition war den Stiftern wichtig: nahe am Kreuz oder eher bescheiden auf den Flügeln eines Triptychons.
Das eigenständige, seinem Auftraggeber ähnelnde Porträt entstand im 15. Jahrhundert und entwickelte eine große Vielfalt an Formen und Funktionen. Männer warben mit ihrem Porträt um die Gunst einer entfernt lebenden Braut. Nach der Heirat wurde das Porträt der Ehefrau dann dem des Mannes hinzugefügt. Mit Scharnieren verbundene Doppelporträts (Saal 13) oder sogar als Dosen verschließbare Porträtmedaillons entstanden. Details in der Ausstattung der Porträtierten konnten nun – wie die Attribute (Kennzeichen) der Heiligen – auf Eigenschaften oder Ziele der dargestellten Menschen hinweisen.
Privatporträts wie die hier gezeigten wurden nicht vor dem lebenden Modell gemalt. Als Vorlage diente eine Zeichnung, und das Kostüm studierte der Maler separat – zum Beispiel auf einem „stummen Diener“.