Saal 13
Die Renaissance kommt nach Köln
Der letzte Saal dieser Galerie-Etage ist Bartholomäus Bruyn dem Älteren gewidmet. Ab 1533 wohnte er in jenem prächtigen Doppelhaus, wo einst Stefan Lochner (siehe Säle 5 und 6 ) gelebt und gemalt hatte. Später gab er es an seinen Sohn Bartholomäus Bruyn den Jüngeren weiter. Mehrere Bilder in diesem Raum sind also nur einen Steinwurf entfernt gemalt worden!
Als Spezialist für die Bildnismalerei ist Bartholomäus Bruyn ein typischer Künstler der Renaissance. Diese auf das Mittelalter folgende Epoche ist durch ein neues Selbstbewusstsein des Individuums und die Wiederbelebung antiken (römischen und griechischen) Gedankengutes gekennzeichnet. Bruyns Malerei spiegelt diese Ideale zum Beispiel durch eine genaue Beobachtung und Wiedergabe der menschlichen Anatomie. Sein herkulischer, gegeißelter Christus ist nicht denkbar ohne Vorbilder von der Hand des italienischen Renaissance-Künstlers Michelangelo. Damit schließt sich hier der Kreis zum ersten Saal mit den (allerdings älteren) italienischen Gemälden. Anders als sein niederländischer Zeitgenosse Maerten van Heemskerck, der hier mit einer imposanten „Grablegung Christi“ vertreten ist, reiste Bruyn aber nie nach Rom. Er kannte die antike und moderne italienische Kunst nur indirekt, vor allem aus Kupferstichen.
Mehr noch als nach Italien blickte der vom Niederrhein stammende Bruyn in die Niederlande. Daher sind hier seinen Porträts einige Bildnisse aus der benachbarten Kunstlandschaft zur Seite gehängt. Gut bekannt war Bruyn mit dem Antwerpener Maler Joos van Cleve. Dessen Triptychon mit dem „Marientod“ wurde für eine Kölner Privatkapelle geschaffen. Vergleichen Sie die Stifterporträts auf den Flügelinnenseiten mit den Einzelporträts von Bruyn, und Sie sehen eine ganz ähnliche Auffassung vom menschlichen Antlitz, mit prägnant aus der hellen Gesichtshaut hervorstechenden Augen.