Saal 2
Beseelte Bilder
Ob Katholik oder Protestant: das barocke Weltbild und Alltagsleben war geprägt von Religion und christlichen Moralvorstellungen. Wichtige Impulse setzte im 16. Jahrhundert das Konzil von Trient. Als Reaktion auf den Siegeszug des Protestantismus bemühte sich die katholische Kirche in der Folge um größere Volksnähe und emotionale Ansprache der Gläubigen.
Hierauf antworten die Künstler mit geistlichen Bildthemen, die zu demütiger Versenkung und gefühlvollem Nacherleben der Heilsgeschichte einladen. Ihre Werke zeigen keine weltentrückte, sondern äußerst sinnliche Frömmigkeit. Dies galt für Bilder im kirchlichen als auch privaten Umfeld, für Altartafeln ebenso wie für religiöse Kabinettgemälde, die nicht nur um der Andacht willen, sondern als Kunstobjekt gesammelt wurden. Doch auch barocke Porträts und Genrebilder erweisen sich als Zeugnis gelebten Glaubens. Und nicht selten verschwimmen durch eine volkstümlich-anekdotische Auffassung die Grenzen zwischen Bildnis, Genre und biblischer Historie.
Mit Erfindungsgabe und Erzählfreude kleiden die barocken Meister traditionelle Motive in ein neues Gewand. Ehrgeizig suchen sie nach modernen Stilmitteln, um die Überzeugungskraft ihrer Darstellung zu steigern. Naturnähe, raumgreifende Figuren und ein reiches Gesten- und Mienenspiel tragen dazu bei. Auch die Farbigkeit wirkt mit: Opulente Farbpracht verleiht fröhliche Lebendigkeit. Kühle Blässe suggeriert bei Martyriums- oder Passionsszenen eine kontemplative Stimmung.
Eine Hauptrolle spielt nun das Licht. Spannungsvolles Helldunkel und eine scheinwerferartige Lichtregie schaffen dramatische Beleuchtungseffekte. Als spirituelles Licht wird es zum Bedeutungsträger.
Beispiele von Künstlern aus den südlichen und nördlichen Niederlanden, Deutschland, Italien und Spanien laden in diesem Saal zum Vergleich. Reisen, Studienaufenthalte und der blühende internationale Kunstmarkt bewirkten einen fruchtbaren Austausch und Wettstreit zwischen den Kunstlandschaften.