Saal 4
Die Welt als Bühne
Seit der Spätrenaissance dienten große, üppig mit Gemälden von berühmten Künstlern verschiedener Schulen und Gattungen behängte Bildersäle dem Repräsentationsbedürfnis der Sammler. Im Anklang an diese Prunkgalerien erzählen die Meisterwerke in diesem Saal von der barocken Vorliebe für kunstvolle Inszenierung und theatralisches Rollenspiel – in Porträts, Historien, Stillleben und Landschaften, mit flämischer, niederländischer und italienischer Note. Die vertretenen Künstler wie Rubens, Rembrandt oder Tintoretto galten bereits zu Lebzeiten als Malerstars. Mit ihrem unverwechselbaren Stil – das zeigen Werke von Schülern und Kollegen – prägten sie große Malerschulen.
Das höchste Ansehen genoss damals die Historienmalerei. Dies lag zum einen an den ehrwürdigen Themen aus Bibel und Mythologie und ihrer Moral. Zum anderen an der Herausforderung, das Geschehen in einem Schlüsselmoment mit ausdrucksstarkem Gesten- und Mienenspiel der Figuren pointiert in Szene zu setzen – einem tableau vivant oder Film-Still vergleichbar.
Einen großen Auftritt ermöglichte auch die Porträtmalerei. Die Meister des Fachs erfassten nicht nur das äußere Erscheinungsbild und die gesellschaftliche Rolle ihrer Kunden. Mit „sprechenden“ Posen, Gesichtern und Gesten sowie einem schwungvollen Pinselstrich fingen sie Ausstrahlung und Persönlichkeit der Auftraggeber ein. Der aus Köln stammende Kunstsammler Everhard Jabach IV., ließ sich im Lauf der Zeit mehrfach von verschiedenen Malern porträtieren – eine gemalte Biographie. Als besonders kostbar galten die Selbstbildnisse der Künstler. Die Sammler schätzten die doppelte Präsenz des Malers, in Handschrift und Ebenbild.
Monumentale Stillleben liefern ebenfalls ein stolzes „Porträt“ barocken Lebensgefühls. Die dekorativen Arrangements stellen Besitz und Genuss zur Schau, mahnen aber zugleich vor der Vergänglichkeit aller irdischen Freuden. Majestätische Landschaften wecken ähnliche Stimmungen. Die mit mächtigen Wolken, Felsen und Bäumen dramatisch inszenierte Natur spielt nun die Hauptrolle, der Mensch ist nur Statist.