Raum 8
Kleine Formate - große Kunst
Die Barockzeit schätzte nicht nur das monumentale Gemälde. Mit großer Begeisterung sammelten die Kunstliebhaber auch kleine Kabinettbilder. Sie zierten meist kleine Privatgemächer wie z.B. Studiolos und ermöglichten einen sehr intimen, exklusiven Kunstgenuss. Man betrachtete sie aus nächster Nähe und bewunderte dabei, mit welch‘ delikater Maltechnik und Detailgenauigkeit die große Welt im Kleinen eingefangen wurde.
Manche Künstler spezialisierten sich auf den kleinen Maßstab, wie z.B. die Leidener Feinmaler. Die zeitaufwendige Malweise mit feinsten Pinseln auf glatten Kupfer- oder Holztafeln erzielte bei Kennern höchste Preise. Andere Maler wählten ihre Formate je nach Auftrag oder Anlass. Die zeitgenössische Kunsttheorie lobte die Beherrschung vielfältiger Darstellungsgrößen ausdrücklich.
Der Themenvielfalt und Erzählfreude setzte das kleine Format keine Grenzen. Miniaturlandschaften gleichen bunten Wimmelbildern. Ehrwürdige biblische Themen stehen neben der liebevollen Schilderung des Alltags in heimeligen Stuben. Der unverstellte Blick auf das stille Treiben weckt eine besondere Anteilnahme. Subtil gemalte mythologische Aktdarstellungen gewähren eine Prise Voyeurismus.
Klein(st)formatige Porträts waren ebenfalls gefragt. Gesichter, Kostüme und Accessoires sind darauf ebenso präzise gemalt wie auf lebensgroßen Bildnissen. Dem Stillleben bot das kleine Format die Möglichkeit, die Objekte in realer Größe widerzugeben. Dies steigert die augentäuschende Illusion, sie wären zum Greifen nah.
Eine Besonderheit sind Ölskizzen und -studien auf kleinen Tafeln. Mit raschen Pinselstrichen entwarfen die Künstler darauf ihre Kompositionen, als Experiment oder Entwurf. Sie geben unmittelbar Einblick in den kreativen Schaffensprozess und waren äußerst gefragte Sammlerstücke.