Raum 2
Traumland Italien
Nicht nur als Zentrum der katholischen Welt, sondern auch als Wiege von Kunst und Kultur übte Rom seit jeher eine große Anziehungskraft aus. Vor allem seit dem Ende des 18. Jahrhunderts suchte man hier künstlerisch wie moralisch das Vorbild antiker Größe, die aus der historischen Distanz heraus als unwiederbringlich erlebt wurde. Generationen von Künstlern und Schriftstellern pilgerten über die Alpen nach Italien. Im Laufe der Zeit hatte sich in Rom eine ganze Kolonie deutscher Künstler angesiedelt.
Anfang des 19. Jahrhunderts kehrte eine Gruppe junger Künstler aus Enttäuschung über die erstarrten Formen der klassizistischen Malerei dem Lehrbetrieb der Wiener Kunstakademie den Rücken und machte sich nach Italien auf. In Rom nahmen sie Zuflucht in einem ehemaligen Kloster. Sie lebten in einer nach mittelalterlichem Vorbild religiös geprägten Malerbruderschaft. Ihr erklärtes Ziel war die Erneuerung der Kunst auf der Grundlage von Religion und Patriotismus. Mit schlichter Formensprache und wenigen klaren Farben sollten ihre Werke eine edle und gläubige Gesinnung vermitteln. Ihre künstlerischen Vorbilder fanden sie in Dürer und den italienischen Malern des 15. Jahrhunderts. Weil ihre langen Haare an Jesusdarstellungen erinnerten, verspottete man sie als „Nazarener“.
In der zweiten Jahrhunderthälfte stießen weitere Künstler hinzu. Dieser Kreis wurde als „Deutschrömer“ bezeichnet. Auch ihre Werke spiegeln eine Auseinandersetzung mit dem klassischen Ideal der Antike, mythologischen Themen und der Kunst der italienischen Renaissance wider. Das Italienerlebnis deutscher Künstler bestimmte maßgeblich die künstlerische Entwicklung in Deutschland.
Auch in Zeiten des Massentourismus scheint die Sehnsucht nach Italien ungebrochen. Gilt das auch für Sie?