Saal 5
Nichts als die Wirklichkeit
Als die Jury des Salons 1855 seine Werke ablehnte, stellte Courbet sie kurzerhand vor den Toren der Pariser Weltausstellung unter dem Titel „le réalisme“ aus. Courbet wandte sich gegen die damals vorherrschenden Strömungen des Klassizismus und der Romantik und beschränkte sich in seinen Bildern ganz auf die tatsächlich sichtbare Welt. In schmutzigen Farben und unter bewusster Missachtung sämtlicher akademischer Regeln führte er dem Publikum das alltägliche Leben vor Augen. Seine manchmal derbe Darstellung des Elends provozierte zum Teil heftige Kritik. Seine programmatische Kompromisslosigkeit zeigte Wirkung bis über die Grenzen Frankreichs hinaus: Courbet galt als Begründer des Realismus.
Ein bedeutendes Ereignis für die Verbreitung dieser neuen Auffassung war die erste Internationale Kunstausstellung 1869 in München. Dort wurden neben Werken von Courbet auch einige Arbeiten des jungen Akademieschülers Wilhelm Leibl gezeigt. Courbet – selbst kein Freund der deutschen Malerei – sah die Ausstellung und war von Leibls Werken so beeindruckt, dass er den Kollegen persönlich besuchte. Der in seiner Heimat umstrittene Deutsche sollte erst in Paris die gewünschte Anerkennung erfahren.
Können Sie in den Werken der beiden Künstler die Auswirkungen dieser deutsch-französischen Begegnung erkennen?