Ein Paar mit einem Papagei
1668 | PIETER DE HOOCH (Rotterdam 1629 – 1684 Amsterdam)
Rendezvous mit Papagei
Ein Kavalier öffnet den Käfig, die Dame lockt den Papagei mit einem weingetränkten Biskuit: im 17. Jahrhundert eine unmissverständliche Anspielung auf körperliche Liebe, ganz im derben Wortsinne des niederländischen »vogelen«, d.h. »vögeln«. Den Vogel aus seinem Käfig zu locken, symbolisierte das drohende »Entfliegen« der Jungfräulichkeit.
Raffiniert platziert der Maler uns als heimliche Beobachter in den dunklen Vorraum. Meisterlich gestaltet er die perspektivische Illusion: Wie durch ein Schlüsselloch blicken wir auf das Rendezvous im lichtdurchfluteten Empfangszimmer. Eine Magd hat Besen und Eimer auf der Türschwelle zurückgelassen – ein Hinweis auf sittsame Reinlichkeit. Ob sie gleich zurückkehrt und uns beim Ausspähen des Pärchens ertappt?
Der vor unseren Augen schwelgerisch ausgebreitete Wohlstand besitzt ebenfalls einen moralisierenden Unterton. Das mit goldgeprägten Ledertapeten und kostbarem Steinboden ausgestattete Interieur, der orientalische Teppich oder das schillernde Seidenkleid der Dame chiffrieren Prunksucht und warnen vor Eitelkeit und Maßlosigkeit. Ein ausgesprochenes Luxusgut war auch der Papagei. Mit seinen gelben und roten Flecken im Federkleid erinnert er an eine Gelbscheitelamazone. Von der niederländischen Handelsflotte mit anderen kostbaren Kolonialwaren aus der neuen Welt importiert, schmückten sich vornehme Kreise sehr gerne mit diesem Haustier. Seit Mitte der 1650er Jahre arbeitete de Hooch in Delft, der Wirkungsstätte des heute weit berühmteren Jan Vermeer van Delft, dessen Kunst er mit seinen stillen bürgerlichen Interieurs nachhaltig beeinflusste. 1660/61 lockte ihn – auf der Suche nach einer neuen Klientel – das reiche Amsterdam, wo auch das Kölner Bild entstand.
Öl auf Leinwand, 99 × 88 cm
Erworben 1968
WRM 3218
Einblicke in die restauratorischen und konservatorischen Maßnahmen
Als am 12. Mai 2014 Gerrit van Honthorsts großformatiges Gemälde „Anbetung der Hirten“ zur genaueren Prüfung des Erhaltungszustandes in die hauseigene Abteilung für Kunsttechnologie und Restaurierung gebracht wurde, kam mit einer ungeahnten Entdeckung ein Stein ins Rollen.
Zeigte sich doch am oberen Rand überraschender Weise ein ca. 12,5, cm hoher Streifen der bemalten Leinwand, der auf die Rückseite des Keilriemens umgeschlagen war.
Das Bildformat war also um ein beträchtliches Stück in der Höhe verkürzt worden.
Zustand des Gemäldes vor der Restaurierung im verkürzten Format mit ehemaligem Zierrahmen
Rückseite des Gemäldes mit sichtbarem Umschlag der bemalten Leinwand auf der Keilrahmenrückseite.
Rechts ein Detail mit erkennbarer Körperbindung des blau gestreiften Gewebes.
Zustand des Gemäldes im Originalformat nach der Restaurierung durch Robert Hieronymi im Jahr 1940.
Foto von 1946 mit erkennbaren Laufspuren aufgrund eines Wasserschadens.
Kartierung des blauen Streifenmusters und aller Maße der insgesamt drei Gewebeteile, aus denen sich der textile Bildträger zusammensetzt.
Detail aus: Jan Steen, Amnon und Thamar (WRM 2536) mit blau gestreifter Matratze, deren Muster der Leinwand von Honthorsts „Anbetung der Hirten“ gleicht.
Röntgenbild, Gesamtaufnahme.