Ruhendes Mädchen (Louise O’Murphy)
1751 | FRANÇOIS BOUCHER (Paris 1703 – 1770 Paris)
Gefährliche Liebschaften
Der Name des Modells, das es sich auf dem Sofa bequem gemacht hat, ist bekannt. Kein Geringerer als Casanova hat den Namen des Mädchens überliefert. Es hieß, Marie-Louise O’Murphy wurde 1737 geboren und arbeitete zunächst als Näherin in Paris. 1751 muss sie der Maler Boucher entdeckt haben, denn seither war sie bei ihm als Modell beschäftigt. Später wurde sie eine der Mätressen Ludwigs XV.
Bäuchlings und mit leicht angewinkelten Beinen liegt das unbekleidete Mädchen auf einem Canapé, das mit einem kostbar gemusterten gelben Stoff bezogen ist. Das edle Möbel stand sicherlich im Boudoir eines der Adelspalais von Paris, und ob das Mädchen tatsächlich dorthin gehört, ist sehr fraglich. Interessiert blickt es über die Canapé-Lehne bildauswärts. Und wenn sich der Betrachter fragt, was es wohl sieht, dann ist eine Absicht des Bildes schon erreicht, denn die Neugier soll zwar geweckt, doch nicht befriedigt werden. Das erhält die Spannung. Das Motiv hat sich von Boucher zweimal erhalten. Eine weitere Fassung befindet sich in der Alten Pinakothek in München. Eine der Fassungen, ob die Kölner oder die Münchener Fassung, ist nicht gewiss, hat sogar der Bruder der Marquise de Pompadour vom Maler erworben
Öl auf Leinwand, 59,5 x 73,5 cm
Erworben 1941
WRM 2639
Einblicke in die restauratorischen und konservatorischen Maßnahmen
Als am 12. Mai 2014 Gerrit van Honthorsts großformatiges Gemälde „Anbetung der Hirten“ zur genaueren Prüfung des Erhaltungszustandes in die hauseigene Abteilung für Kunsttechnologie und Restaurierung gebracht wurde, kam mit einer ungeahnten Entdeckung ein Stein ins Rollen.
Zeigte sich doch am oberen Rand überraschender Weise ein ca. 12,5, cm hoher Streifen der bemalten Leinwand, der auf die Rückseite des Keilriemens umgeschlagen war.
Das Bildformat war also um ein beträchtliches Stück in der Höhe verkürzt worden.
Zustand des Gemäldes vor der Restaurierung im verkürzten Format mit ehemaligem Zierrahmen
Rückseite des Gemäldes mit sichtbarem Umschlag der bemalten Leinwand auf der Keilrahmenrückseite.
Rechts ein Detail mit erkennbarer Körperbindung des blau gestreiften Gewebes.
Zustand des Gemäldes im Originalformat nach der Restaurierung durch Robert Hieronymi im Jahr 1940.
Foto von 1946 mit erkennbaren Laufspuren aufgrund eines Wasserschadens.
Kartierung des blauen Streifenmusters und aller Maße der insgesamt drei Gewebeteile, aus denen sich der textile Bildträger zusammensetzt.
Detail aus: Jan Steen, Amnon und Thamar (WRM 2536) mit blau gestreifter Matratze, deren Muster der Leinwand von Honthorsts „Anbetung der Hirten“ gleicht.
Röntgenbild, Gesamtaufnahme.